TG Bad Waldsee - TSG Reutlingen 3:1 (25:19, 25:13, 24:26, 25:14)
Es mögen an die 400 Fans - darunter auch Oberbürgermeister Matthias Henne - gewesen sein, die am Sonntagnachmittag in der Sporthalle der Eugen-Bolz-Schule einen denkwürdigen letzten Spieltag der Frauen Volleyballoberliga miterlebten. Mit Sicherheit hat diese Location noch nie derartig viele Fans gesehen, jedenfalls gestaltete sich ein sowohl in Optik wie in Lautstärke unvergessliches Ambiente. Die Hauptakteure dieses Ereignisses- beide Teams - erwiesen sich dieses Interesses würdig. Dabei suggeriert das nackte Ergebnis eine eher einfache Aufgabe für die späteren Sieger, in Wirklichkeit aber kämpften beide Teams mit intensivster Leidenschaft und Verbissenheit um jeden einzelnen Punkt. Zu keiner Sekunde konnte sich der neue Oberligameister seiner Sache sicher sein, die Gegenwehr des Gästeteams verdient höchste Anerkennung. So spendeten die Fans bei der Siegerehrung reichlich anerkennenden Applaus für das unterlegene Team.
Es stand eine ganze Menge auf dem Spiel, was erfahrene Fans von Beginn an deutlich in der verständlichen Nervosität der Akteurinnen spürten. Beide Kontrahenten spielten denn auch eher vorsichtig und versuchten, unnötige Risiken zu vermeiden. An der geringen Zahl missglückter Aufschläge ließ sich diese Zurückhaltung treffend ablesen. Reihenweise gespielte Lobs beider Teams, anstatt blinder Ballerei deuteten ebenfalls in diese Richtung. Die erfreuliche Folge waren sehr lange Ballwechsel, bei denen, ob mancher fast halsbrecherischer Rettungsaktionen einem manchmal der Atem stockte.
Im Rückblick betrachtet, gestaltete sich der erste Satz als der am wenigsten attraktive. Keinem Team gelang es, eigene Möglichkeiten zwingend ins Feld zu führen. Immer wieder zeichneten sich auf beiden Seiten die an diesem Tag alles überragenden Abwehrreihen aus. Auf TG-Seite überragte dabei Libera Alexandra Graf. Erst jenseits der 20-Punkte Marke spürten die Gastgeberinnen das leichte Wackeln beim Spielpartner. Jetzt wurden auch die Aufschläge der Platzherrinnen zwingender und ein schwer zu berechnender Diagonalball entschied den Spielabschnitt.
Für den spektakulären Auftakt des zweiten Durchgangs sorgte Charlotte Elsäßer, die hauptverantwortlich für den deutlichen Zwischenstand von 13:4 zeichnete. Ihr Beispiel riss auch die anderen des Heimteams mit, die allesamt ihr Bestes gaben. Letzteres war aufgrund der intensiven Gegenwehr der Reutlinger Frauen auch bitter nötig. Ob krachende Schmetterbälle der erst 16-Jährigen Thea Bodenmüller, Caro Scheerers effiziente Blocks, die brillante Abwehr und Angriffs-Leistung von Laura Weber oder die ordnende Hand der glänzend aufgelegten Linda Herkommer, die Mannschaft zeigte, welches Potenzial in ihr schlummert. Eine Aufschlagsserie der letztgenannten Spielerin entschied schließlich Satz zwei.
Wer nun gehofft hatte, der TG gelänge ein klarer 3:0 Sieg, hatte die Möglichkeiten der Gäste aus der Achalmstadt vergessen. Diese hielten bis kurz vor Satzende das Ergebnis offen, um in einem fulminanten Schlussspurt nach erfolgreicher Abwehr eines TG-Matchballs ihrerseits den Spielabschnitt zu entscheiden. Vorangegangen waren geschickte Auswechslungen des Reutlinger Trainers Jan Grauel. Vieles was Simon Scheerers Mannschaft an Leichtigkeit bis dahin auszeichnete, war zwischenzeitlich verloren gegangen.
Ein heiteres Intermezzo am Rande war der komplette Absturz der Schiedsrichter-EDV, was jene zwang, wie früher auf Papier das Spiel zu dokumentieren. Erfreulicher Weise ließen sich die Mannschaften dadurch die überlange Wartezeit nicht verunsichern und starteten mit voller Kraft ins Spielfinale.
Frühzeitig setzte sich nun die TG auf Grund solider Aufschläge von Henriette Elsäßer ab. Wiederum stach die Spielfreude des Geburtstagskindes Laura Weber ins Auge die reihenweise Punkte sammelte und sich zusätzlich hoch engagiert im Abwehrbereich zeigte. Gegen Ende marschierte die TG zum Sieg, der die zum Schluss stehenden Zuschauer zu wahren Begeisterungsstürmen mitriss. Als wäre der Ehre nicht genug, wurde Laura Weber von der gegnerischen Mannschaft als MVP ausgezeichnet.
Damit gehört die TG-Frauentruppe in der kommenden Saison der Frauen-Regionalliga an und zieht gleich mit dem ersten Männerteam der TG Bad Waldsee. Erstmals darf damit ein TG-Frauenteam derartig hochklassig auftreten. Ein kleines Stück Bad Waldseer Sportgeschichte wurde an jenem Nachmittag geschrieben.
(Franz Vogel)
TG: Laura Weber, Henriette Elsäßer, Hannah Thoma, Carolin Scheerer, Corinna Bertsch, Katja Real, Charlotte Elsäßer, Kathrin Groner, Verena Gebhardt, Alexandra Graf, Linda Herkommer, Klara Röttger, Thea Bodenmüller